Dieses Projekt hat eine lange Geschichte, die ich gerne erzählen möchte.

Im Februar 2015 verbrachte ich ein paar Tage in München, um Strickworkshops zu geben. In den Wochen davor ging es Geli, meiner Schwiegermutter, nicht sehr gut, und ich wusste, dass sie Untersuchungen hatte, während ich unterwegs war. Am Abend rief ich zu Hause an, um mich nach ihr zu erkundigen, und erfuhr etwas sehr Trauriges und Schockierendes: Mein Mann teilte mir mit, dass seine Mutter eine Krebsdiagnose bekommen hatte.

Es gab nichts, was ich aus der Ferne tun konnte, aber ich dachte es würde sie vielleicht ein wenig aufheitern, wenn ich ihr schöne Wolle mitbringe. Also suchte ich einige Stränge in Farben aus, von denen ich wusste, dass es “ihre” waren, und brachte sie für Geli mit nach Hause.

Nur zwei Wochen später ist sie verstorben. Uns alle, und ganz besonders die Kinder, hat das sehr getroffen.

Als wir einige Zeit später all ihre Sachen durchgingen, fanden wir diese Stränge wieder und ich nahm sie mit nach Hause. Ich wollte gerne etwas Schönes aus ihnen machen – etwas für die Kinder, das immer eine schöne Erinnerung an ihre Großmutter sein würde. Eine Decke war die perfekte Idee. Mir gefiel der Gedanke gut, dass sie sich darin einkuscheln könnten, und dass sich das wie eine Umarmung anfühlen würde.

Meine Schwiegermutter war beides – manchmal klassisch und ein wenig altmodisch, und dann wieder sehr modern. Deshalb habe ich mich für Quadrate mit Spitzenmuster entschieden, denn ich bin sicher, die hätten ihr gut gefallen.

Das Stricken der einzelnen Quadrate habe ich genossen, denn es war ein guter Trost. All die schönen Beerentöne haben mich aufgemuntert, und wo immer ich hinging, ich hatte immer ein Qudrat auf den Nadeln bei mir. Doch wie es im Leben manchmal so geht, kamen dann andere Dinge dazwischen. Es galt, Termine und Deadlines einzuhalten, und die hübschen Quadrate verschwanden erst einmal im Strickkorb. Ich hatte kaum Zeit, sie überhaupt auch nur anzusehen.

Einige Monate später, als das Leben entspannter wurde, musste ich dann geschockt feststellen, dass sich wohl eine Mottenfamilie im Strickkorb einquartiert hatte. Fast alle Quadrate waren zerstört, und ich konnte sie nicht mehr retten. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie traurig ich war?

Doch die Idee zur Decke für unsere Kinder wollte ich nicht aufgeben, und als wir im Urlaub eine gute Freundin in Spanien besuchten, griffen wir zusammen das Projekt wieder auf.

Susanne ist eine wunderbare Handfärberin, und als ich ihr die ganze Geschichte erzählte, beschlossen wir, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Mit viel Talent und Hingabe hat Susanne die Farben nachempfunden, und um ehrlich zu sein finde ich, dass ihre Versionen noch viel schöner als die Originaltöne sind. Und dieses Mal kam nichts dazwischen. Voller Freude und mit ganz vielen schönen Erinnerungen habe ich Quadrat für Quadrat gestrickt, und es war ein tolles Gefühl, den Stapel immer größer werden zu sehen.

Vor ein paar Tagen habe ich das letzte abgekettet. Das Beste war das Leuchten in den Augen der Kinder – sie haben das ganze Projekt natürlich gespannt verfolgt und konnten es kaum abwarten. Alle drei da sitzen zu sehen, eingekuschelt in die wunderbare Decke, schließt für mich den Kreis. Ich bin ganz sicher, Geli hätte das genau so gewollt.

 

From Grandma with Love